Norderney hat eine Population von 35 bis 40 Damwild-Tieren, davon 4 bis 5 Damhirsche. Viele Urlauber, die die Tiere einmal zu Gesicht bekommen, reagieren überrascht bis erschrocken. Das Damwild wurde ca. 1966 auf Norderney ausgewildert und hat sich seitdem kontinuierlich vermehrt Dank seiner hohen Anpassungsfähigkeit an den Lebensraum. Unser heutiges Damwild, das in prähistorischer Zeit bereits große Teile der nördlichen Halbkugel bewohnte, verschwand mit der letzten Eiszeit aus Mitteleuropa. Erst zu Römerzeiten wurde das Damwild hauptsächlich aus Kleinasien und Zypern nach Spanien, Frankreich, England und auch nach Germanien gebracht. Die hohe Anpassungsfähigkeit und die geringen Ansprüche an Lebensraum und Nahrung machen das Damwild zu einem weitgehend problemlosen Wild, das sich auch sehr gut zur Gatterhaltung eignet. Die Fortpflanzungszeit, die sogenannte Brunftzeit, fällt in den Oktober, wo die Damhirsche ihre „Damen“ auf den Brunftplätzen empfangen in den sog. „Brunftkuhlen“. Und hier soll die Einzigartigkeit des Norderneyer Damwildes liegen: die Brunftplätze liegen nicht auf Norderney, sondern auf dem Festland, so dass das Wild zur Brunft aufs Festland zieht und danach zur Insel zurückkehrt – „Jägerlatein“ soll das nicht sein.
Im Juni des Folgejahres kommen auf Norderney die Kälber zur Welt, Zwillinge sind äußerst selten. Das Durchqueren der Wattseite zum Festland und zurück ist bei Ostwindlage kein Problem für die Tiere, weil es dann bei Ebbe nur eine geringe Wassertiefe gibt. Das Damwild von Norderney hat heutzutage seine Scheu abgelegt, entwickelt sich allmählich zum „Haustier“ und wandert auf Nahrungssuche nicht nur in den Wintermonaten, sondern inzwischen auch im Sommer bis in die Stadt. Aus dem Wohnzimmer unserer Ferienwohnung im sehr gepflegten Haus Windrose können unsere Gäste das Damwild manchmal morgens beobachten, so im März 2013 (siehe Fotos bei Wildtieren) oder im August 2014, ein einmaliges Erlebnis für unsere Gäste (siehe Foto 13.8.14).