Auf Norderney lebt eine Vielzahl von Federmaus-Arten, darunter auch streng geschützte Arten bzw. auch von der ROTEN LISTE der vom Ausstreben bedrohten Arten.
Fledermäuse sind sehr interessante Tiere mit erstaunlichen Eigenschaften. Sie sind nachtaktive Säugetiere, die ein z.T. bizarres Aussehen haben, in völliger Dunkelheit lautlos fliegen und sich per Ultraschall orientieren. Sie haben die sensibelsten Ohren aller Tiere. Die Fledermaus gilt als das einzige bekannte Säugetier, das fliegen kann und ist neben den Vögeln auch das einzige flugfähige Wirbeltier. Im Gegensatz zu Vögeln haben die Fledermäuse jedoch im eigentlichen Sinne keine Flügel, sondern verlängerte Fingerknochen, die durch eine gespannte Flughaut miteinander verbunden sind. Sie können nicht laufen oder sitzen, sondern nur fliegen und nach unten hängen. Wenn eine Fledermaus rasten will, so muß sie sich an einem Ast o.ä. festkrallen und mit dem Kopf nach unten hängen. Weltweit gibt es etwa 780 Arten, davon ca. 30 in Europa. Sie bevorzugen warme Regionen, im Sommer suchen sie tagsüber Verstecke auf in Spalten, Wandverschalungen, Dachböden, Kirchen oder Scheunen. Den Winterschlaf verbringen sie in Höhlen, hohlen Bäumen oder verlassenen Stollen. Fledermäuse werden bis zu 30 Jahre alt und bis 40gr schwer. Die Paarung erfolgt unmittelbar vor Beginn des Winterschlafes, und nach 2 Monaten bringt das Weibchen meist nur ein Junges zur Welt. Die Fledermaus-Mütter betreiben eine gemeinsame Aufzucht der Jungen in einem gemeinschaftlichen Kindergarten. Fledermäuse sind Allesfresser, die sich hauptsächlich von Insekten (die es in den letzten Jahren immer weniger gibt aus Umweltgründen), aber auch von Früchten und Pollen ernähren. Fledermäuse starten generell zu Beginn der Dämmerung in ihre abendlichen Aktivitäten und fangen ihre fliegende Beute mithilfe eines hochspezifizierten Ortungssystems. Natürliche Fressfeinde der Fledermäuse sind Katzen, Eulen und Marder. Die größte Gefährdung sind jedoch die veränderten Umweltbedingungen und damit der Mensch.
In Niedersachsen gibt es nur noch 19 Fledermausarten. Wie viele Arten auf Norderney leben, konnte bisher nicht exakt festgestellt werden. NABU hat die folg. Arten nachgewiesen, und zwar mit speziellen Fledermaus-Detektoren: Abendsegler, Wasser-Fledermaus, Zwerg-Fledermaus, Breitflügel-Fledermaus, Zweifarb-Fledermaus, Kleinabendsegler und die Rauhaut-Fledermaus (ROTE LISTE). Alle heimischen Fledermausarten sind naturschutzrechtlich streng geschützt. Auf Norderney gibt es verschiedene Fledermaus-Quartiere, wo sich die geselligen Tiere gern gemeinsam aufhalten. Der aus dem 2. Weltkrieg stammende Bunker in den Dünen wurde z.B. von NABU-Mitarbeitern als Fledermaus-Quartier eingerichtet, finanziert von der Bingo-Stiftung, NABU und anderen Spendern: Einflug-Öffnung ist ein waagerechter Schlitz in der Stahltür. Die Lage des Bunkers wird nicht verraten.
Viele Naturfreunde, darunter auch Jägerschaften, die gemäß Satzung dem Natur- und Artenschutz verpflichtet sind, fördern in Niedersachsen und D die Erhaltung der Artenvielfalt bei Fledermäusen. So hat z.B. kürzlich die Jägerschaft OS-Stadt 15 Kästen, die den Fledermäusen als Tagesquartier dienen, in Waldgebieten aufgehängt.
Die von der Jägerschaft gespendeten Fledermaus-Quartiere bestehen aus Holzbeton, einem Gemisch aus Leim, Holzspänen und Sägemehl. Dadurch wird ein optimales Klima in den Tagesquartieren ermöglicht. Die Quartiere haben Eingänge, die natürlichen Baumhöhlenspalten ähneln und daher ein natürliches Einfliegen ermöglichen. Fledermäuse sind gesellige Tiere, die sich mit bis zu 20 Tieren in einem Tagesquartier zusammenfinden. Alle 15 Quartiere, durchnummeriert von 1-15 und an Eichen im Halbschatten in 3-4m Höhe befestigt, werden später systematisch untersucht und ausgewertet im Hinblick auf den Bestandsschutz von Fledermäusen. Die Osnabrücker Aktion könnte ein gutes Vorbild sein für alle Tier- und Fledermaus-Freunde.