Seehunde in der Nordsee vor Norderney

Seehunde in der Nordsee vor Norderney

Bereits auf der Fahrt von Norddeich nach Norderney können die Gäste unserer Ferienwohnung im Haus Windrose bei Ebbe viele Seehunde auf Sandbänken von der Fähre aus auf der Backbord-Seite sehen.
Die Bezeichnung „Seehund“ hat ursprünglich mit See und Hund nichts zu tun, sondern ist vielmehr eine volksetymologische Umdeutung eines germanischen Wortes (Selha=Robbe, englisch seal). Der Seehund ist ein Raubtier, das zur Familie der Hundsrobben zählt. Seine Färbung ist regional unterschiedlich. In deutschen Gewässern ist er dunkelgrau gefärbt und hat unregelmäßig über den Körper verteilte schwarze Flecken. Der Seehund lebt auf der Nordhalbkugel im Atlantik und Pazifik und bevorzugt Küsten mit trockenfallenden Sandbänken. Zu den natürlichen Feinden gehören Raubwale, aber auch männliche Kegelrobben für die Heuler.

Weltweit gibt es etwa 500 000 Seehunde, von denen 90 000 an europäischen Küsten leben. In der Ostsee ist der Seehund eine Seltenheit und wird auf 250 Tiere geschätzt, die Mehrheit davon an den Küsten von Dänemark und Schweden. Die Nordsee (D, DK, NL) ist derzeit Lebensraum für ca. 28000 Tiere, davon 18000.an der deutschen Nordsee-Küste ( Schleswig-Holstein ca. 8500, Niedersachsen 9343). Der Bestand an der Niedersächsischen Küste hat sich von 1827 (1958) auf den neuen Rekord von 9343 Tieren (Zählungen 2014, Quelle Niedersächsischer Jäger 19/2014) vergrößert. Der tatsächliche Bestand wird von Experten generell etwa 40% höher eingeschätzt , weil ein Teil der Seehunde während der Zählungen taucht und daher nicht erfasst werden kann. Jährlich werden die Tiere mehrmals von Ehrenamtlichen – hauptsächlich Jäger – bei Ebbe auf den Sandbänken aus Flugzeugen gezählt, finanziert von Jagdabgabemitteln des Landes Niedersachsen. Die Bestände wurden in der Vergangenheit immer wieder dezimiert durch Umweltgifte und Krankheiten, z.B. 1988 (ca.18000 Tiere, etwa 2 Drittel der gesamten Population an europäischen Nordseeküsten) durch ein Staupe-Virus und später auch 2002 und 2007. Seitdem haben sich die Bestände wieder sehr gut erholt auf die neue Rekordzahl. Generell ist die Jagd auf Seehunde in Deutschland, Dänemark und Holland seit über 40 Jahren verboten.
Seehunde sind die bekanntesten Meeressäuger vor den Nordseeküsten. Weibliche Seehunde können bis 35 Jahre, männliche bis 25 Jahre alt werden und bis 120 kg (Männchen) schwer werden. Nach der Paarungszeit im August bringt das Weibchen 11 Monate später ein Junges bei Ebbe auf einer Sandbank im Wattenmeer zur Welt. Die Jungtiere wiegen bis 12 kg und werden 5-6 Wochen von der Mutter gesäugt. Durch Wetter-Einflüsse, Störungen durch den Menschen und auch durch den Tod der Mutter kommt es vor, dass diese Jungen allein zurückbleiben. Weil die verwaisten Jungtiere mit lauten Klagen und Heulen nach ihrer Mutter rufen, werden sie „Heuler“ genannt. Oft finden Welpe und Mutter wieder zusammen. Entdecken Spaziergänger ein Junges am Strand, so sind besondere Verhaltensregeln zu beachten (siehe Plakat „Seehund-was nun?“ der Seehundstation Norddeich):

  1. Heuler/ Zeitraum Juni-August: Abstand halten/ nicht anfassen, weil dann die Mutter ihr Junges nicht mehr annimmt/ Abstand vergrößern und weiter beobachten, ob die Mutter erscheint/wenn nicht, den Wattenjagdaufseher benachrichtigen. (Telefon 04931-8919). Dieser prüft, ob es sich wirklich um einen verlassenen Heuler handelt, der dann in die Seehund-Station verbracht wird.
  2. Seehund-Jungtiere/Zeitraum September-Mai: wie 1) jedoch das Tier nur melden, wenn es verletzt ist. Weitere Information der Seehundstation für unsere Gäste liegen in unserer Ferienwohnung Windrose aus.

In der Seehundstation Nationalpark-Haus in Norddeich werden die verwaisten oder verletzten Seehunde von Profis und freiwilligen Helfern „aufgepäppelt“ und später wieder in die Freiheit entlassen. Die erste Seehund-Station – von Jägern organisiert – startete 1971. Ziel war die Aufzucht verwaister Seehunde und die Erforschung ihres Lebensraumes. Heute ist das Aufziehen der Heuler in anderen Ländern umstritten, weil die Bestände kontinuierlich zugenommen haben. In Dänemark z.B. gibt es seit 1985 keine Auswilderung mehr und seit 1993 werden alle aufgefundenen Heuler getötet.

Seehunde sind sehr gute Schwimmer, die bis 200m Tiefe tauchen können bis 30 Minuten lang. Der normale Tauchgang dauert nur 5-6 Minuten. Beim Tauchen sind Ohren und Nasenlöcher geschlossen, und der Blutkreislauf ist durch Gefäßverengung verringert, so dass nur noch die wichtigsten Organe mit Sauerstoff versorgt werden. Zudem sinkt der Herzschlag auf unter 10 Schläge pro Minute. Die dicke Speckschicht (bis zu 8cm dick) schützt den Seehund beim Tauchgang vor Auskühlung.

Die Nahrung ist bei Alt- und Jungtieren unterschiedlich. Während ausgewachsene Seehunde ausschließlich Fische ( Heringe, Sardinen, Dorsche, Lachse, Plattfische) fressen, ernähren sich die Jungtiere von kleineren Meerestieren wie Krebse etc. Seehunde sind keine sozialen Tiere. Im Wasser sind sie Einzelgänger, auf Sandbänken jedoch halten sie sich in kleinen Gruppen auf mit Mindest-Abständen von 1,5 Metern.
Seehunde wurden seit Jahrtausenden bejagt zum Nahrungserwerb und zum Fell-/Öl-Gewinn. Schon die Jäger der Jungsteinzeit gingen der Jagd nach. So fand man an der dänischen Küste beispielsweise 7500 Jahre alte Holzkeulen der Seehund-Jäger. Im Mittelalter wurde die Jagd an deutschen Küsten weniger und erst seit dem späten 19. Jahrhundert wieder intensiviert, weil Seehunde als Fischfresser und damit Feinde der Fischer angesehen wurden. Die Seehunde wurden fast ausgerottet. Sie wurden– auch von Prämienjäger – in Europa geschossen, erschlagen oder in Reusen und Netzen gefangen. Hierdurch ging der Bestand rapide zurück und erreichte 1930 bis 1960 ein Deutschland einen Tiefststand. Mit dem Beginn des Jagdverbotes in D, der Verbesserung der Wasser-Qualität und vielen Schutzmaßnahmen hat sich der Bestand kontinuierlich wieder erholt.
Für die Beobachtung von Seehunden an den Küsten von Norderney empfehlen wir den Gästen unserer Ferienwohnung im schönen Haus Windrose eine Schiffsfahrt zu den Seehund-Bänken und eine Wanderung zur Ostseite der Insel auf der Seeseite. Hierbei sollten unsere Gäste die Mitnahme der 2 guten Ferngläser (davon ein lichtstarkes Glas mit 10-facher Vergrößerung) aus unserer Wohnung Windrose nicht vergessen.

Seehund in der Auffangstation - Foto: Seehundstation Norddeich

Seehund in der Auffangstation – Foto: Seehundstation Norddeich

Seehund in der Auffangstation - Foto: Seehundstation Norddeich

Seehund in der Auffangstation – Foto: Seehundstation Norddeich

Robben am Strand - Foto: Seehundstation Norddeich

Robben am Strand – Foto: Seehundstation Norddeich

Robben & Möven - Foto: Seehundstation Norddeich

Robben & Möven – Foto: Seehundstation Norddeich

Robbe in den Wellen - Foto: Seehundstation Norddeich

Robbe in den Wellen – Foto: Seehundstation Norddeich