Stieglitz – der Vogel des Jahres 2016

Stieglitz – der Vogel des Jahres 2016

Der Stieglitz – auch Distelfink oder Distelzeisig genannt – wurde von NABU und LBV (Landesverband für Vogelschutz) zum Vogel des Jahres 2016 gekürt, weil dieser Singvogel bedroht ist durch die stetig kleiner werdenden Lebensräume in unserer heutigen sog. „Kulturlandschaft“. Er gehört zur Familie der Sperlingsvögel und ist in fast ganz Europa bis in den Norden Russlands und bis nach Nordafrika verbreitet. In Australien und Neuseeland wurde er im 19. Jahrhundert von europäischen Einwanderern angesiedelt. Sein Lebensraum sind offenes Gelände mit Büschen, Gärten, Obstplantagen und Mischwald.

Stieglitz_Norderney
In Deutschland ist seine Population von 1990 bis 2013 dramatisch (um die Hälfte) zurückgegangen. Derzeit leben etwa 300 000 Brutpaare in D mit negativem Trend.
Der Distelfink liebt gemäßigtes Klima und ist daher mehr im Südwesten von Deutschland anzutreffen. Im Winter verlassen viele Vögel ihre Brutgebiete im Norden und ziehen gen Süden in wärmere Gefilde. In dieser Zeit sind die Vögel bisweilen scharenweise anzutreffen auf Brachflächen und an Wegrändern mit Disteln, Kletten und anderen Samen-Wildkräutern.
Der Stieglitz oder Distelfink bevorzugt samentragende Gewächse und hier – wie der Name sagt – insbesondere Disteln. Daher sollten auch alle Naturliebhaber und Gartenbesitzer „Unkraut-Inseln“, Disteln und Kletten aussäen und wachsen lassen bis zur Samenreife.
Die industrialisierte Landwirtschaft lässt die gesunden Feldstrukturen verarmen – allgemein bekannt und anerkannt – durch Zunahme der Monokulturen, Verlust von landwirtschaftlichen Brachflächen, zu hohen Chemie-Einsatz usw. Hierdurch entsteht eine zunehmende Reduzierung des Lebensraumes und des Nahrungsangebotes für den Stieglitz und alle Wildtiere.
Auch die Jägerschaften als anerkannte Naturschützer kämpfen seit vielen Jahren für die Erhaltung der Artenvielfalt, um die Vielfalt an Tieren und Pflanzen zu bewahren, und dazu gehören insbesondere auch die Lebensräume. Die gesamte Artenvielfalt wird weltweit auf mehr als 20 Mio Arten geschätzt, die weiterhin dramatisch zurückgeht. Zu den weltweit wichtigsten Bedrohungsfaktoren zählen hauptsächlich Lebensraumverlust, Umweltverschmutzung, Chemie-Einsatz und Eingriffe des Menschen in die Natur. In D sind derzeit etwa 35% der Tierarten mit steigender Tendenz bedroht!
Die Industrialisierung der Landwirtschaft – der Wandel von einer ursprünglichen Naturlandschaft in eine „Kulturlandschaft“- mit dem vermehrten Einsatz der „Chemiekeule“ für Mais, Getreide und Kartoffeln hat in den letzten Jahrzehnten in D zu einer z.T. dramatischen Reduzierung von Insekten, Feldvögeln, Niederwild und Singvögeln geführt, wozu auch der Stieglitz gehört. Daher haben neben den Naturschutzverbänden auch die Jägerschaften, Jäger, Landwirte und viele Privatinitiativen immer mehr Anstrengungen und Aktionen unternommen, um die Artenvielfalt zu erhalten und wieder zu vergrößern. Für die Jäger sind Jagd, Naturschutz und Artenvielfalt untrennbar miteinander verbunden. Priorität der erfolgreichen Artenschutzprojekte der Jäger in der Agrarlandschaft sind Lebensraum-verbessernde Maßnahmen wie z.B. das Anlegen von Biotopen, Blühwiesen, Blühstreifen, Wildäcker, Streuobst-Wiesen, sog. „Lerchenfenster“ in Getreidefeldern, Grüninseln, Renaturierung von Mooren und ehemaligen Industriegebieten. Wir begrüßen sehr die Wahl des Stieglitz zum Vogel des Jahres und sehen diesen einzigartigen Vogel als farbenfrohen Botschafter und gleichzeitig als ein sehr wichtiges Symbol für mehr Artenvielfalt in unserer Welt.